Herr Bürgermeister Faißt, meine Damen und Herren,
gestatten Sie mir bitte an dieser Stelle noch ein paar kurze Worte. Dabei spreche ich zunächst einmal für mich selbst. Womöglich aber auch im Namen und im Sinne der anderen sechs Gemeinderäte, die heute aus dem Gremium ausscheiden.
Ich persönlich genoss 25 Jahre lang das Privileg, Stadtrat in meiner Heimatstadt sein zu dürfen. Und das Fazit, der Saldo sozusagen aus positiven Erfahrungen einerseits und unangenehmen Dingen andererseits, befindet sich weit, weit im positiven Bereich.
Kommunalpolitik, wie sie in Renningen verstanden und gemacht wird, empfand ich immer als sehr nahe an dem, was man sich unter Demokratie im Idealfall vorstellt: Sicherlich nicht konfliktfrei, aber immer respektbehaftet. Aus sich widerstreitenden Meinungen bildet sich eine Mehrheit heraus, die daraufhin im Normalfall vom gesamten Gremium akzeptiert und mitgetragen wird. Meinungsverschiedenheiten – so habe ich es eigentlich immer erlebt- werden auf sachlicher Basis ausgetragen und greifen niemals auf die persönliche Ebene über. Nach zum Teil auch hitzigen Debatten im Sitzungssaal reicht man sich bei den anschließenden Nachsitzungen in der Wirtschaft beim Kaltgetränk wieder die Hand. In Renningen herrscht das Primat der Sachpolitik. So gut wie nie wurden Entscheidungen aus machtpolitischem Kalkül heraus gefällt.
Für so ein politisches Klima muss man dankbar sein. Dankbar denjenigen, die für diesen Geist verantwortlich sind, der im Renninger Gemeinderat herrscht und der beileibe nicht selbstverständlich ist. Ein kleiner Seitenblick auf die eine oder andere umliegende Kommune reicht aus, um das zu erkennen. Und diese Verantwortlichen, bei denen ich mich hier an dieser Stelle bedanken möchte, das sind Sie, liebe (Ex-)Kolleginnen und Kollegen im Gemeinderat. Das sind Sie Herr Faißt und Sie Herr Müller. Genauso wie die Fachbereichsleiter, die regelmäßig unsere Sitzungen begleiten und eigentlich der gesamte Verwaltungsapparat. Und nicht zuletzt – das darf man nicht unerwähnt lassen -gebührt auch ein Dank den Altvorderen. Den Gemeinderätinnen und Gemeinderäten der vergangenen Amtszeiten, die das Ihrige dazu beigetragen haben, dass der gute Geist, der in Renningen herrscht, von Generation zu Generation, von Amtszeit zu Amtszeit weitergegeben werden konnte.
In dieser Tradition stehen nun auch wir 7, die wir das Gremium verlassen. Meine Person mögen andere beurteilen. Ich selbst kann aber Euch, dir, lieber Andreas Breier, Jörg-Peter Eisenhardt, Ralf Geyer, Jan Hambach, Dennis Metzulat und Hans Schneck nur bescheinigen, dass ihr der Tradition des fairen und sachorientierten Umgangs jederzeit gerecht geworden seid.
Die zukünftige Verpflichtung dazu geht nun auf das neue Gremium über. Wobei es erst einmal keinen Anlass zur Sorge gibt, dass Fairness, Sachorientierung und Vertrauen nicht auch weiterhin die Arbeit bestimmen werden. Die Vorzeichen sind gut: Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt – das Miteinander – sind in Renningen gut ausgeprägt. Die örtliche Infrastruktur lässt nur wenige Wünsche offen. Die wesentlichen Großprojekte sind in die Wege geleitet. Und finanziell ist die Stadt in hohem Maße handlungsfähig. Nur am Rande, das muss ich jetzt einfach sagen: in den 25 Jahren, in denen wir zwei Hans, du und ich, dabei sind gab es in Renningen keine neuen Schulden. Darauf bin ich ein bisschen stolz. Und das macht ihr Neuen uns erstmal nach.
Und jetzt direkt an euch gerichtet, an den neuen Gemeinderat, dem ja doch auch noch – nicht böse gemeint -viele alte Gesichter angehören: Ich wünsche euch zum Wohle der Stadt weiterhin eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Gute Sitzungen, gute Beratungen, gute Entscheidungen, aber auch gute Nachsitzungen. Bei allem Ernst immer auch eine Prise Gelassenheit und einen Schuss Humor. Und nicht zuletzt wünsche ich Euch zum Jahresende hin eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger für unseren Bürgermeister Wolfgang Faißt, mit der oder dem ihr gut zusammenarbeiten könnt.
Meine Damen und Herren, ich bedanke mich – das ist zwar nicht abgesprochen – aber ich denke auch im Namen der anderen Ausscheidenden für eine jahrelange spannende, aufreibende, anstrengende, nervende, lehrreiche, superinteressante und insgesamt wirklich schöne Arbeit, die wir für unsere Stadt erbringen durften.
Ich persönlich möchte mich auch für 25 Jahre bedanken, in denen nicht nur Kommunalpolitik gemacht wurde, sondern in denen auch persönliche Freundschaften entstanden sind, die bleiben werden.
Meine Damen und Herren, wir Gemeinderäte werden ab und zu etwas despektierlich als Feierabendpolitiker bezeichnet. Aber glauben Sie mir, dieses Amt, welches wir alle tatsächlich nach Feierabend zusätzlich zu Job, Familie, Studium und anderem Tagwerk ausüben, verlangt uns einiges ab an Arbeit, Stress und Einsatzwillen. Außerdem wird es schlecht bezahlt. Es ist halt „nur“ ein Ehrenamt.
Ich persönlich durfte dieses Ehrenamt nun ein viertel Jahrhundert lang innehaben und mit Ihnen hier zusammenarbeiten. Und für mich war es genau das:
Es war mir eine Ehre.
Vielen Dank. Man sieht sich.
Marcus Schautt